Quatsch machen kann heilsam sein!

20.Februar 2024
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(c)Gregor Zielke

Maria, du bist jetzt seit fast 20 Jahren ROTE NASEN Clown. Was war dein erster Berührungspunkt mit Clowns?

Als Kind habe ich Clowns im Fernsehen gesehen, meistens Zirkusclowns, fand sie aber nie wirklich lustig. Ich glaube, ich habe einfach keine Guten gesehen. Als ich Schauspielerin wurde und nach Berlin kam, hat mir eine gemeinsame Freundin von einem Krankenhausclown erzählt. Wie gefühlvoll und poetisch er von seiner Arbeit gesprochen hat und der künstlerische Anspruch, der dabei deutlich wurde, hatte dann mit meinem Bild von Clownfiguren aus der Kindheit gar nicht mehr so viel zu tun. 

Wie kam es zu deiner Entscheidung, selbst Clown zu werden? 

Über die erwähnte Freundin erfuhr ich von einem Clown Workshop. Meine Mutter war wenige Monate zuvor an Krebs verstorben und ich weiß noch, wie bedrückend und trist ich die Zeit im Krankenhaus empfunden habe. Das Bild, wie meine Mutter von einem Clown besucht wird, war unglaublich tröstend. Als würde das Licht im Zimmer angehen. Also bin ich zu dem Workshop und mir war sofort klar, dass es die richtige Entscheidung war. 

Wie hast du deine Figur, Brischitt gefunden und wie sehr hat sie sich seither verändert?

Es ist ein lebenslanger Prozess und eine stetige Weiterentwicklung. Am Anfang hat Brischitt noch mit französischem Akzent gesprochen. Das hat sich irgendwann nicht mehr richtig angefühlt. Was geblieben ist: Brischitt wäre gerne Französin. Brigitte Bardot ist ihre große Ikone und das hat sie gerade mit vielen älteren Damen gemeinsam. Das ist oft ein guter Einstieg, um zu Seniorinnen einen Draht aufzubauen. Letztlich ist es aber so, dass meine Figur auch wie ein Alter Ego ist. Meine Schwächen sind Futter für Brischitt. Über sie kann ich die Eigenschaften verarbeiten, die mir als Maria oft im Weg standen.

Was macht für dich einen Clown aus? 

Clowns brechen aus Konventionen aus. Sie machen Fehler und scheitern, machen sich lächerlich und fallen. Am Ende stehen sie aber immer wieder auf, richten das Tutu und versuchen es erneut. Das ist heilsam, sowohl für die Künstlerinnen und Künstler hinter der Clownfigur als auch für die Menschen, die dem Clown begegnen. Für mich nimmt das die Angst vorm Versagen und schenkt Mut.

(c)Gregor Zielke
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