Die Clowns Laufen durch einen gang der Flüchtlingsunterkunft mit den Kindern voran

Positiv gegen Trauma

17.Juni 2020
  • Kinder

ROTE NASEN Karawane bringt Lebensfreude

Fröhliche Ukulele-Klänge, herzliches Kinderlachen und drei Clowns mit roter Nase! Die farbenfrohe Karawane zieht vorbei und alle Kleinen und Großen ziehen mit. So beginnt immer eine ROTE NASEN Clownvisite für Geflüchtete in der Gemeinschaftsunterkunft "An den Kopfweiden" der Living Quarter GmbH in Potsdam. Seit 2018 besuchen ROTE NASEN Clowns die geflüchteten Kinder dort und stärken durch das interaktive Spiel ihr Selbstwertgefühl.

Der Einrichtungsleiter Manuel Richter* war schon immer ein Fan der ROTE NASEN Clowns: „Es ist wirklich toll, diesen Profis dabei zuzuschauen, wie sie mit Tempo und einem breiten Repertoire die Kinder ‚einfangen‘ und ihnen Leichtigkeit vermitteln, die sie sonst so im Alltag nicht haben. Ein großartiges Schauspiel!“

Zwei Clowns machen Musik und tanzen vor einer Gruppe von drei kleinen Mädchen
(c) ROTE NASEN Deutschland e.V.

Wahrgenommen, gesehen, gehört werden

Als Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut ist er überzeugt, dass die Clownvisiten eine heilende Wirkung auf die Kinder haben:

„Ein Großteil der geflüchteten Menschen, die in unserer Einrichtung leben, sind traumatisiert. Wir haben vor allem Depressionen bei Eltern festgestellt. Das bedeutet, dass sie nicht in der Lage sind, aktiv zu handeln und jede Einwirkung von außen als Belastung empfunden wird.  Die Kinder müssen mit ihren belasteten Eltern zurechtkommen. ‚Ich bin immer willkommen bei Mama; Papa liest mir abends vor‘ -  das funktioniert nicht immer. Im Gegensatz zu vielen Altersgenossen müssen die geflüchteten Kinder auf das Gefühl, dass immer jemand für sie da ist, verzichten. Diese Kinder wollen jedoch wie alle anderen wahrgenommen, gesehen und gehört werden!

Die Clowns erfüllen ab dem Moment, in dem sie auftauchen, genau das. Sie gehen auf die Kinder ein und setzen ihre Vorschläge spielerisch um. Die Kinder sind glücklich, denn sie erleben: ‚Da hört mir jemand zu, er redet mit mir und reagiert positiv auf mich!‘

Die Psychologie verwendet dafür den Begriff der ‚Selbstwirksamkeit‘: Jeder Mensch kommt erst dann in aktives Handeln, wenn er merkt, es hat einen Effekt. Genau wie die Kinder hier: Sie merken durch das Spiel mit den Clowns, dass, das was sie tun, eine Wirkung hat. Die Clowns gehen positiv auf sie ein und genau das löst eine positive Langzeitwirkung aus. Die Künstler liefern eine andere Realität als das, was die Eltern und Kinder hier sonst im Alltag erleben. Das ist ein wertvoller Ansatz!“

Wann kommen die Clowns wieder?

Er erinnert sich an viele Situationen, in denen die Kinder von den Clowns sprechen: ‚Wann kommen die Clowns endlich wieder?‘ oder ‚Das haben die Clowns auch immer gemacht!‘ sind Sätze, die in den Gängen der Einrichtung oft zu hören sind. Ein konkreter Moment hat ihn besonders beeindruckt:

„Ein Mädchen ärgerte andere Kinder. Der Clown fing die Situation spielerisch blitzschnell und souverän auf, lenkte vom Konflikt weg hin auf sich selbst und spielte den Konflikt clownesk nach. Damit suggerierte er dem Mädchen, dass Quatsch Quatsch ist. Sie hat es sofort begriffen und aufgehört, die anderen zu ärgern.“

*Name geändert

abaton-monitoring