page.headerData.100 = TEXTpage.headerData.100.value(
Reinhard Horstkotte und Benediktinermönch Bruder David Steindl-Rast umarmen sich und lächeln in die Kamera.

Clown fragt Mönch

26.Juni 2024
  • Interviews & mehr
Der Benediktinermönch Bruder David Steindl-Rast zeigt auf eine Kuscheltier-Katze hinter einer Glasscheibe.
(c)Fernando Merizalde

Der 97-Jährige Benediktinermönch Bruder David Steindl-Rast ist Gründer des Netzwerks Dankbar-leben.org und grateful.org und gilt als einer der bekanntesten spirituellen Lehrer der Gegenwart. Sein kurzer Film "A good day" erreichte auf youtube ein Millionenpublikum.

Mit unserem künstlerischen Leiter verbindet ihn eine langjährige Freundschaft. Im April hatte Reinhard Horstkotte die Gelegenheit Bruder David in seinem Kloster in Österreich zu treffen und ihm für unsere Community die Fragen zu stellen, die ihn schon seit langem beschäftigen.

Was hat Humor mit Dankbarkeit zu tun?

Humor hat, soviel wir wissen, unter allen Tieren nur der Mensch. Humor ist die Einsicht, dass alles irgendwo eine Ritze hat, durch die eine andere Wirklichkeit hereinscheint und es lächerlich macht. Durch diese Einsicht werden wir human. Human, Humor und Humus kommen von der gleichen Wortwurzel, die ursprünglich „Erdreich“ bedeutet. Humor erdet uns Erdlinge; er macht uns echt, macht uns erst so recht zu Menschen. Zum wachen Menschsein aber gehört Dankbarkeit. Nur spirituelle Schlafwandler nehmen alles für gegeben hin. Je mehr wir aufwachen, umso klarer sehen wir, wie viel das Leben uns in jedem Augenblick schenkt und umso lebendiger wird auch unsere Dankbarkeit.  

Können Clowns zu mehr Dankbarkeit beitragen? Und wenn ja, warum und wie?

Wer zu Humor beiträgt, weckt Menschen auf und macht sie menschlicher. Wache Menschen aber sind dankbar. So tragen Clowns durch ihren Humor indirekt dazu bei, Menschen dankbarer zu machen – und auch freudiger, denn Dankbarkeit ist ja der Schlüssel zur Freude.

Was haben Mönche und Clowns gemeinsam?

Sowohl der Clown wie der Mönch sind Außenseiter der Gesellschaft. Sowohl für den Clown wie für den Mönch ist Achtsamkeit oder spielerische Wachsamkeit im Hier und Jetzt zentral.

Beide folgen einem inneren Ruf und sind bereit, auf ihrem ungewöhnlichen Weg Entbehrungen freudig in Kauf zu nehmen. Beide spielen gern – der Clown beim Mitspielen in der Show, der Mönch beim heiligen Spiel der Liturgie. Und sie nehmen ihr Spielen so ernst, wie wahres Spielen das verdient – nicht todernst, sondern viel ernster: mit dem Ernst des lebendigsten Lebens, das über sich selber lachen kann. 

Angesicht einer sich verändernden Welt: Worauf müssen gemeinnützige Organisationen besonders achten?

a) Die Richtung, in der unsere Welt sich verändert, ist gekennzeichnet durch den Verlust von Ehrfurcht – besonders auch Ehrfurcht vor der Würde jedes Menschen. Alle Organisationen, gemeinnützige umso mehr, sollten also heute besonders darauf achten, persönliche Beziehungen wichtiger zu nehmen als alle anderen Belange.

b) Leider ist auch ein Überhandnehmen von Korruption kennzeichnend für die Veränderung unserer Gesellschaft. Daher tragen gemeinnützige Organisationen Verantwortung, durch hohe Gewissenhaftigkeit, auch in finanziellen Belangen, ein gutes Beispiel zu geben. 

c) Nicht nur heute, sondern zu allen Zeiten neigen Organisationen dazu, den Zweck, zu dem sie gegründet wurden, aus den Augen zu verlieren und für sich zum Selbstzweck zu werden. Gemeinnützige Organisationen werden gut daran tun, sich dieser Gefahr jederzeit bewusst zu bleiben.

 

Mehr von und über Bruder David ist hier nachzulesen.

abaton-monitoring