Clown Mompitz spielt für einen Jungen, der im Krankenbett liegt.

Die bunte Welt von Moritz

19.August 2024
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Eine Collage von Moritz Berg in bunten Outfits
(c)Moritz Berg/ROTE NASEN Deutschland e.V.

Das ist Moritz Berg. Schon seit 15 Jahren arbeitet er als Clown Mompitz bei ROTE NASEN. Eines der vielen Dinge, die ihn so besonders machen, ist, dass er als Mensch noch bunter unterwegs als seine Clownfigur. Wer Moritz auf der Straße begegnet, kann ihn nicht übersehen. Mit seinen oft komplett einfarbigen Outfits sticht er aus der Masse heraus, wie ein Klecks Farbe, die vom Regenbogen herabgefallen ist. Wie es zu dieser Leidenschaft fürs Farbenfrohe kam und was Bunt sein für ihn bedeutet, erzählt uns Moritz ganz persönlich.

"Schon als Kind mochte ich sehr gerne bunte Dinge, bunte Kleidung. Die wollte ich tragen, ob sie für Mädchen oder Jungs waren, war mir egal. Mit Geschlechteridentität hatte das für mich nichts zu tun, sehr wohl aber mit meinem Empfinden von Ästhetik. Zu meiner Mutter sagte ich damals „Ich bin anders als die anderen“. 

Später als Punk, Ende der 70er-Jahre, war mir die ganze Szene auch zu schwarzlastig, andere hatten Nicknames wie „Ratte“ oder so, ich war „Stylo“. Ich liebte meinen fliederfarben gefärbten Karateanzug, war stolzer Träger des pinken Gürtels.

 

Mitte der 90er-Jahre lähmte mich eine Depression. Ich verließ zwei Jahre kaum die Wohnung, achtete null auf mein Äußeres. Trug nur einen grauen Jogginganzug. Nach therapeutischer und medikamentöser Behandlung ging es mir besser. Seitdem sind mir meine Outfits umso wichtiger. Ich sehe es als meine selbstverordnete Farbtherapie an.

Jeden Morgen lege ich meine Kleidung für den nächsten Tag auf meinen „stummen Diener“, gehe dann mit dem Gefühl ins Bett, diese schöne Garderobe mein Eigen nennen und tragen zu dürfen. Sie gibt mir Kraft, hilft mir meine Lebensfreude zu erhalten. In der Öffentlichkeit bekomme ich durchaus Komplimente, aber auch irritierte Blicke, werde auch schon mal blöd angemacht. Ich denk mir dann so: Ich spiel halt in meiner eigenen Liga, müssen die mit klarkommen.

Mein Zimmer ist mein eigener Mikrokosmos, mein Refugium. Hier tanke ich auf, alles ist so, wie ich es mir wünsche: Orange, Rot und Gelb sind die Grundfarben, angereichert mit viel bunten Schnickschnack, für manch eine:n sicherlich eine Reizüberflutung.

(c)Moritz Berg/ROTE NASEN Deutschland e.V.

Ich bin viel auf Flohmärkten unterwegs, kaufe aber auch viel online. Ich schätze, dreiviertel meiner Garderobe habe ich gebraucht gekauft. Ich habe einen gewissen Ehrgeiz entwickelt mich monochrom zu kleiden, wobei sich das „Ton in Ton“ auch auf Accessoires bezieht, die ich bei mir trage.

Sonst „matche“ ich auch gerne, also trage zwei Farben bei und an mir. Sind es drei Farben, muss die dritte Farbe die Mischfarbe aus den anderen beiden ergeben."

 

Wer will schon in einer schwarz-weißen Welt leben? Wir sind froh und stolz, dass unsere Clowns genauso außerordentlich bunt und vielfältig sind wie die Menschen, die hinter den Figuren stecken.

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