Leise rieselt der Schnee in der Charité Teil 1
Eine Geschichte von Leopold Altenburg alias Clown Leofino über das Loslassen und Abschiednehmen.
"Clown Willi seine Eiligkeit und ich, Leofino, waren unterwegs auf der Pädiatrie der Charité.
Es war Advent, draußen war es kalt, die Straßen waren weihnachtlich geschmückt und es roch auf manchen Plätzen der Stadt nach Lebkuchen und Früchte-Punsch.
Auch die Flure der Charité waren mit Schneeflocken aus Papier geschmückt, kleine Weihnachtsmänner seilten sich von der Decke ab und Schutzengel begleiteten sie auf dem gefährlichen Weg nach unten.
Clown Willi und ich hatten bei der Übergabe vom Pflegepersonal erfahren, dass Matthias*, ein sechzehnjähriger Junge im Sterben liegt. Seit seiner Geburt war er geistig und körperlich beeinträchtigt und litt an einem schweren Herzfehler. All die Jahre wurde er behütet und gepflegt von seinen Eltern, den Großeltern mütterlicherseits und den Großeltern väterlicherseits. Mit seinem Lächeln beschenkte er die Verwandten mit Liebe und Dankbarkeit.
Als nun Clown Willi und ich an diesem Tag musizierend am Flur entlang spazierten, kam die Mutter aus dem Zimmer, und sagte: „Matthias würde sich bestimmt freuen, wenn ihr ihn besuchen kommt. Er liebt die Musik.“ Gerne nahmen wir die Einladung an.
Wir betraten das Zimmer, Matthias lag seitlich in seinem Bett, hatte die Augen offen und blickte seine ganze Verwandtschaft an, von der er sich nun bald für immer verabschieden sollte. Alle waren da: Mama, Papa, Opa, Oma, Omama und Opapa.
Clown Willi stellte sich, unverschämt wie er war, mitten in die Reihe der Erwachsenen.
Ich kniete mich vor das Bett, stimmte meine Ukulele und sang für Matthias:
Leise rieselt der Schnee,
still und starr ruht der See,
weihnachtlich glänzet der Wald:
Freue dich, 's Christkind kommt bald!
Während ich es sang, bemerkte ich, dass jede Zeile, jedes Wort dieses bekannten Weihnachtsliedes eine neue Bedeutung bekam."
Lesen Sie hinter dem 12. Adventstürchen, wie der Besuch bei Matthias weitergeht.
*Name zum Schutz geändert